Vorgeschichte und 2004 - Warum Vicky mit Royan bei uns einzog:

Mit uns lebten bereits vier Katzen, Clanchef Filou, seine Freundin Jany, Maya und Cosima. Filou war mein erster Kater, der nach einem Jahr bei mir eine Gefährtin bekam, seine Jany. Die beiden bildeten ein Team und Jany durfte sich bei ihm fast alles erlauben, sie war einfach "seine Maus" geworden, auch wenn sie in der ersten Zeit bei uns ganz schön dafür kämpfen mußte. Damals war ich Katzenanfänger und hätte einiges besser machen können...
Später kam die kleine Maya als Kitten dazu, die optische Traumkatze meines ersten Ehemannes und von ihm ausgewählt. Maya wurde von Jany anfangs „bemuttert“, sowohl Jany wie Filou akzeptierten die Kleine als Dritte im Bunde, aber sie gehörte nie in ihr Team. Gespielt wurde nur miteinander, selbst wenn einer der Zwei keine Lust hatte, Maya war kein "Ersatzsparringspartner", so sehr sie es auch versuchte.
Aus diesem Grund sollte es dann eine weitere Katze sein. Cosima stammte aus der Zucht meiner Erstschwiegereltern, war bereits zwei Jahre alt, zweifache Mutter, allerdings war jedesmal ein Kaiserschnitt nötig gewesen und so endete ihre Zuchtkatzenkarriere. Ich kannte sie, dachte mir sie paßt zu Maya und weil für Cosima sowieso ein neues Heim gesucht wurde, nahmen wir sie auf. Sie fügte sich gut in die Katzenschar, verbrachte auch Zeit mit Maya, ging mit ihr in den Garten, doch war immer ein wenig zurückhaltend und verschlossen, mehr für sich. Sie war eine sehr freundliche Katze, aber Maya suchte engen Kontakt und jemandem zum ankuscheln, das war nicht so sehr Cosimas Sache, sie war zwar immer gern dabei, aber etwas auf Abstand. Selbst die vielen Katzen aus unserer Nachbarschaft, die Maya immer wieder versuchte näher kennenzulernen, schienen die Distanz vorzuziehen. Jany duldete zwar manchmal das Ankuscheln von Maya, aber mehr "wenn´s denn sein muss", nicht weil sie es wirklich mochte.

Immer mehr reifte der Gedanke eine weitere Katze hinzuzunehmen. Diesmal wollte ich sie gründlich vorher kennenlernen, damit ich sicher sein konnte, sie paßt in die Gruppe und ist eine sehr soziale Katze, die auch den engen Kontakt zu Artgenossen sucht. Lange Zeit war ich im Katzenforum "mietzmietz" aktiv und lernte dort viele Lebensgeschichten von Katzen aus dem Ausland, wie z.B. Spanien, kennen. Diese Katzen schienen überwiegend den Kontakt zu Artgenossen zu suchen und sich relativ leicht in vorhandene Katzengruppen einzufügen. Ich schaute sowieso regelmäßig aus Interesse den Tieren gegenüber, ohne konkrete Absicht eine davon zu holen, durch die Webseiten ausländischer Tierschutzorganisationen. Dabei sehr häufig durch die Seiten von "Tiere in Spanien", eines Tages entdeckte ich dort zwei Katzenkinder, Meggy und Max, die bereits in Berlin auf einer Pflegestelle waren.
Meggy schien mir rein gefühlsmäßig in mein "Suchbild" zu passen. Allerdings wurde sie nur mit ihrem Bruder Max zusammen vermittelt, was sehr verständlich war, denn Meggy war durch Katzenschnupfen erblindet und Max eine große Orientierungshilfe und gleichzeitig ihr Gefährte von Geburt an. Zwei Katzen schienen mir dann doch ein wenig viel und ich verfolgte die weitere Geschichte der Beiden, immer wieder schaute ich nach und hoffte, die Zwei hätten ein Zuhause gefunden.
Doch in den nächsten Wochen passierte das nicht, irgendwann dachte ich mir, sechs wären ja schließlich eine gerade Zahl und einer mehr oder weniger macht es dann auch nicht an Aufwand aus. Also schrieb ich die Organisation an und schilderte die Situation, die Charaktere unserer Katzen, die Wohnsituation und meinen speziellen Suchwunsch für Maya. Die Pflegestelle der Beiden war eine sehr nette Frau, die mich einlud die Beiden kennenzulernen.

Meggy und Max lebten mit den übrigen Katzen sehr harmonisch zusammen, waren sehr zutraulich und aufgeschlossen und man merkte Meggy ihre Behinderung kaum an. Sie glich ihr fehlendes Augenlicht mit ihren sehr scharfen übrigen Sinnen aus und orientierte sich mit etwas Hilfe bestens. Leider litten beide noch sehr an Katzenschnupfen, welcher trotz bestehendem Impfschutz eine Gefahr für unsere vorhandenen Katzen darstellte.
Katzenschnupfen ist ein Krankheits-Komplex aus vielen Erregern bzw. kann er durch sehr unterschiedliche Erreger ausgelöst werden, die Impfung bietet keinen vollständigen Schutz. Also mußten die beiden sowieso noch eine Weile auf der Pflegestelle bleiben.
Ich fuhr tief beeindruckt nach Hause. Die Entscheidung war bald endgültig gefallen. Leider besserte sich der Gesundheitszustand kaum merklich und nach Beratung mit meinem Tierarzt durchliefen alle unsere Katzen eine Immunprophylaxe auf ganzheitlicher Basis, um das Risiko einer Ansteckung gering zu halten, damit die Kleinen umziehen konnten um bei uns, in einer Umgebung ohne weitere erkrankte Katzen, mit weniger Erregerlast, schneller gesund werden zu können.

 

Die bisherige Lebensgeschichte der Zwei
Sie ist kurz und tragisch, sie waren in einem Dorf nördlich von Berlin als Kinder einer freilebenden Katze geboren worden, die in der Nähe eines Hofes lebte und Niemandem gehörte. In dem Dorf gab es einen ausgedienten Kuhstall, wo die zurückgebliebenen „freien“ Katzen, nachdem man dort keine Kühe mehr hielt, mehr oder weniger überleben durften, die Katzenmutter war eine von ihnen. Auf dem Hof ermöglichte man ihr wegen der schon sehr kühlen Jahreszeit den Zugang zur Scheune, bekam aber mit, dass es den Kitten nicht gut ging. So fragten die unfreiwilligen Katzen"halter" beim Tierschutz „Tiere in Spanien“ an, ob es eine Möglichkeit gäbe die Kleinen aufzunehmen, wenn man sie eingefangen bekam. Natürlich wollte man helfen. Als die zukünftige Pflegemutter sich telefonisch anmeldete, um einerseits bei der Familie eine Vorkontrolle für einen spanischen Hund zu machen und gleichzeitig die bis dahin hoffentlich zahlreich eingefangenen Kitten mitzunehmen, erzählte die Frau, dass sie am nächsten Tag noch zum Tierarzt müsste um die "eine" , der mittlerweile eingefangenen und verpflegten Kitten einschläfern zu lassen.
Die Kleine wäre auf beiden Augen blind, die kleinen Äuglein ständen wie kleine Trichter vom Kopf ab. Die Lider könnten nicht mehr geschlossen werden und so wären die Augen außerdem auch noch ausgetrocknet. Die Kleine hätte keine Chance an das Futter zu kommen. Als Kranke würde sie aus der Gruppe verstoßen, sie wäre schon ziemlich dünn, da sie nie etwas abbekäme. Die Pflegemutter war entsetzt, so ein kleines, kurzes Leben zu beenden und protestierte. Nein, die Kleine durfte nicht sterben, sie würde sie auf jeden Fall mit zu sich nach Hause holen.
Als sie die Kitten wenige Tage später abholte, es waren 8, doch die Mutterkatze konnte nicht gefangen werden, sah sie die Kleinen zum ersten Mal.
Sie waren etwa fünf Wochen alt und stark verschnupft. Meggys Augen sahen schrecklich aus, wie vertrocknete alte Schneckenhäuser ragten sie aus dem kleinen Gesichtchen. Ihrer Pflegemutter zog sich der Magen zusammen, sie fühlte ihr Leid förmlich mit. In Berlin angekommen, ging es gleich abends noch zum Tierarzt. Auch hier herrschte die Meinung, Meggy am besten einzuschläfern. Auf keinen Fall!
Mit ihrer Begründung "ein blindes Kind würde man schließlich auch nicht einschläfern", packte die Pflegemutter Meggy in ihr Körbchen und fuhr nach Hause. Sie bekam ein paar Augentropfen mit, um die Äuglein einigermaßen feucht zu halten. Meggy und ihr Bruder Max zogen zusammen in ein extra Zimmer. Tagsüber wenn sie allein waren, lebten sie erstmal in einer großen Hundebox. Mit Schlafplätzchen, kleinem Katzenklo und Trinkwasser. Die Gefahr, dass bei unbeaufsichtigtem Freilauf etwas passieren könnte, war doch zu groß.
Wenn sie dann aus der Box durften, rannten beide wie verrückt im Zimmer herum. Schnell reagierten sie auf Zuruf. Meggy war von Anfang an eine große Schmuserin. Sie zog sich gern am Bett hoch und kam von dort auf die Schultern ihrer Pflegemutter geklettert, da sie meist ebenerdig vor dem Bett saß. Als sie feststellte, dass Meggy keinerlei Probleme mit ihrer Umgebung hatte, bekamen die Geschwister Zugang zur ganzen Wohnung und allen weiteren Katzen. Eins von den 3 dort vorhandenen Katzenklos zeigte sie Meggy, die anderen hat sie später selbst erkundet. Nie hat Meggy irgendwo hingemacht, sie wußte immer wo die Geschäfte zu erledigen sind.
Das Zusammenleben mit den anderen Katzen bereitete Meggy keine Probleme. Sie spielte, tobte und rannte wie jede andere gesunde Katze. Schnurgerade lief sie dem rollenden Ball hinterher, sprang mit großem Vertrauen vom Tisch, einfach so.

Da sich ihr rechtes Auge immer wieder stark entzündete, musste es operativ entfernt werden. Meggy überstand die OP gut, die übliche Halskrause musste wegbleiben, Meggy geriet damit in absolute Panik. Ohne Halskrause passte sie selbst gut auf, dass ihr Bruder nicht am Auge putzte. Alles heilte gut und schnell ab. Das linke Auge fiel irgendwann von selbst raus, es war eines Tages einfach nicht mehr da. Die Ärzte waren der Meinung mit einer erneuten OP noch zu warten, die Belastung wäre momentan zu groß.

Meggy ist dem Tod in ihren ersten Lebenswochen also schon dem Tod von der Schippe gesprungen, sie hat trotz schwerer Erkrankung überlebt und sie entkam der gutgemeinten Einschläferungsentscheidung der Familie, die die Kitten in den ersten Tagen nach dem Einfangen pflegten und der des anschließend behandelnden TA.
Es ist nie einfach solche Entscheidungen zu treffen und auch bei viel Mühe und Aufwand bekommt man solche Kitten wie Meggy nicht immer durch, manchmal mit schweren Folgeschäden z.B. am Herz, doch Meggys Lebensgeschichte beweist, wie wertvoll solch kleines Katzenleben sein kann und wie dankbar Meggy selbst jede Chance genutzt hat!

Mit viel Liebe und Zuwendung hat ihre Pflegemutter die beiden Kleinen und ihre Geschwister durchbekommen. Wie sehr sie die fehlende Mutter ersetzt hat, merkt man deutlich, denn beide Katzenkinder waren sehr aufgeschlossen, zutraulich und hatten schnell viel Vertrauen in ihr Umfeld. Sie wiesen keine typischen Anzeichen eines frühen Mutterverlustes auf, ein großer Verdienst ihrer Pflegemutter und ihrer Katzen.

Umzugstag
Ihre Pflegemutter brachte die beiden persönlich in ihr neues Heim und gab Meggy auch gleich ihr liebstes Stoffbettchen mit. Meggy und Max waren sehr fix aus der Transportbox und streiften ziemlich beherzt durch ihr neues Heim, Filou, Jany und Cosima hatten sich erstmal in die obere Etage verzogen und Maya beobachtete auf Distanz.
Meggy hatte überhaupt keine Angst bei so viel neuen Gerüchen und völlig neuer Umgebung, sie orientierte sich an den Wänden und lernte so einen Raum nach dem anderen kennen und ich hatte den Eindruck sie vermerkte alles auf einer Art Landkarte im Kopf. Auf die Kratzbäume ging sie auch gleich, durch Max und seine Bewegungen merkte sie schon vorm Ertasten wo es lang ging. Ihr erster Absturz kam leider auch gleich, bevor wir es bemerkten war sie die Treppe zum Obergeschoss ein Stück hochgegangen und hatte sich erschreckt, beim schnellen Runterlaufen kam sie irgendwie nicht ganz klar (die Treppenstufen sind zwar geschlossen, aber eher schmal und unterschiedlich) und rollte runter. Unser Schreck war zum Glück größer als es ihrer zu sein schien.
Nachdem alles recht gut klappte und die beiden nach einer Stunde den Eindruck machten, bei uns ein gutes Heim gefunden zu haben, kam der schwere Abschied. Meggy und Max wußten im Gegensatz zu ihrer Pflegemutter nicht, es ist ein Abschied für immer und so nahmen sie es leicht, ihrer Pflegemutter ging der Abschied sehr nahe, umso dankbarer bin ich ihr, uns die beiden kleinen Schätze anvertraut zu haben. Sie hatte ihr bestes getan um den Beiden eine gute Zukunft zu ermöglichen und ich bzw. wir würden ihr weiteres Leben lang dafür sorgen.

Später wurde aus Meggy Vicky und Max bekam den Namen Royan.
Warum? Die Zwei reagierten auf ihre ursprünglichen Namen nicht gut, also probierte ich so lange, bis sie sich von einem ausgewählten Namen angesprochen fühlten, so fand ich die richtigen Namen. Seither finde ich auf diese Art für jede meiner Katzen einen passenden Namen.

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