Tierarztbesuche / Fremde Umgebung
Eine fremde Umgebung, wo eine blinde Katze vor allem fremde Gerüche und Geräusche wahrnimmt und den vertrauten Menschen an ihrer Seite kaum noch, kann sehr stressig sein, je nach Katzencharakter. Wir brauchen uns die Situation ja nur selbst vorzustellen, wie es uns ginge, könnten wir nicht sehen und würden an einen unbekannten Ort gebracht.
In fremde Umgebung kam Vicky nur durch Tierarztbesuche, die sie immer sehr beunruhigten. Alles war fremd, sie hatte nicht auf eigenen Pfoten hingefunden und hat keine Zuordnung für den Platz, an dem sie gerade war. Er klang anders, roch anders und das insgesamt irritierte sie sehr, deshalb sprach ich fast die ganze Zeit mit ihr oder hielt Kontakt durch das Gitter der Transportbox.
Eine Transportbox bitte jedoch niemals öffnen, egal wie sehr uns die Katze vertraut, nicht im Auto, nicht beim Tierarzt im Wartezimmer, nirgends wo eine plötzlich in Panik geratene Katze „verschwinden kann", sobald z.B. ein Unbeteiligter eine Tür öffnet oder Mieze nicht greifbar ist. Man könnte natürlich zusätzlich ein gut sitzendes Geschirr als Sicherung verwenden. Auch wenn die Katze normalerweise die Ruhe selbst ist, es reicht die eine dämliche Situation, die man sich nicht vorstellen konnte, Sylvesterböller mitten im Sommer in der Nähe gezündet, jemand brüllt los, Verkehrsunfälle, nach vorn gehende Hunde, zudringliche fremde Menschen...
Die Transportbox deckte ich zusätzlich allseits mit einer Decke oder einem großen Handtuch ab, so fühlte sich Vicky geschützter und „ihr Raum“ roch vertrauter, das wird den meisten Katzen so gehen. Später habe ich die Transportbox in einer entsprechend großen, nicht knisternden Tasche transportiert, so blieb Luft an den Seiten, oben die Decke und das Tragen war für mich einfacher und sicher (ich vertraue den Griffen an den Boxen lieber nicht).
Um die Irritationen im Warteraum gering zu halten, hatte ich Vickys Transportbox immer entweder neben mir auf dem Stuhl oder bei Platzmangel auf meinem Schoß. Auf dem Fußboden ist für alle Katzen ein ungeeigneter Transportboxabstellplatz finde ich – der Fußboden ist eine Ebene mit den wartenden, ungewohnten Hunden und der engere Kontakt zum vertrauten Mensch geht verloren, je nach Temperament kann sich Mieze da sehr ausgeliefert fühlen und vermeidbaren Zusatzstress empfinden.
Wenn möglich, vereinbarte ich einen Termin, damit Vicky so wenig wie möglich warten mußte und das Ganze einen Streßfaktor weniger hatte.
Bei OPs und notwendiger Narkose holte ich Vicky so früh wie möglich ab, damit sie in der Aufwachphase, wo sie sowieso noch mit Orientierungslosigkeit zu kämpfen hatte, meine gewohnte Stimme hörte und mich dabei hatte. Auch daheim ließ ich sie nicht allein, einerseits damit sie nicht wegen Narkosenachwirkung verunfallte, damit sie leichter zu Ruhe kam und auch weil unsere anderen Katzen sie wegen dem Tierarztgeruch teils anfauchten und ablehnten - damit sie einfach ein insgesamt besseres Sicherheitsgefühl hatte. Ihren Ausschlafort durfte sie allein bestimmen, wenn er zu kühl war, half eine Rotlichtlampe, wenn er auf einem Stuhl war, saß ich Absturzwache daneben, ganz egal wie sie sich entschied, ich war für sie da, bis sie die Orientierung und ihre körperlichen Kräfte zurück hatte und sich wieder zurecht fand.